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Was macht einen Prompt gut? Der Kontext.

 

Stell dir vor, du gibst einer KI den Auftrag: „Schreib mir eine Zusammenfassung über soziale Ungleichheit.“ Klingt einfach. Doch ohne Kontext weiß die KI nicht, für wen, in welchem Stil oder mit welchem Ziel sie schreiben soll. Genau hier kommt der Kontext ins Spiel – und der ist viel mehr als nur 'Um'-Feld.

 

Kontext ist Gewebe, nicht Kulisse

Das Wort „Kontext“ kommt vom lateinischen contextus – es bedeutet „das Zusammengewebte“. Das Wort Contextus enstand aus einer Verbindung von con (mit) und texere (weben)1. Etwas Zusammengewebtes, also ein Textil, ist mithin ein flächiges Gebilde, das aus mindestens zwei Fadensystemen (Kette und Schuss) besteht. Es können auch mehrere Fadensysteme eingewoben sein, wobei gilt: Je dichter gewebt, umso stabiler ist das Gewebe. 

Der Kontext ist mithin das gesamte Bedeutungsfeld, das Einfluss auf die Interpretation von Zeichen, Texten oder Kommunikationsakten hat. Er umfasst sprachliche und nichtsprachliche (situative, psychologische, soziale und kulturelle) Faktoren, die das Verstehen und Verhalten steuern.

Umgesetzt auf Sprache und Kommunikation heißt das: Ein einzelner Aspekt – Inhalt, Situation, Tonfall oder Zielgruppe – reicht nicht. Erst im Zusammenspiel ergibt sich Bedeutung. Deshalb ist „Kontext“ nicht bloß eine nette Nebensache. Und schon gar kein Umfeld, das man zur Not ignorieren kann. Wer nur einen einzelnen Faden betrachtet, verkennt das ganze Muster. 

 

 

Kathedrale von Sevilla, Andalusien/Spanien

  

Warum Kontext im Prompt-Engineering entscheidend ist

Im Umgang mit KI ist Kontext ein zentrales Gestaltungselement. Wir können Teile des Kontexts direkt in die Anweisung schreiben („Stell dir vor, du bist eine Lektorin…“) oder sie der KI zuschreiben („Du bist ein wissenschaftlicher Assistent für Soziologie“). So steuern wir, wie die KI antwortet – fachlich, stilistisch, sprachlich.

Ein effizienter Prompt berücksichtigt den fachlichen Rahmen. Der Kontext sollte in der akademischen Umgebung den jeweils spezifischen Bereich darlegen:

  • Fachbereich: Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften, Ingenieurwesen etc.
  • Studienniveau: Bachelor, Master, Doktorat
  • Anwendungsfall: Literaturrecherche, Hausarbeiten, wissenschaftliches Schreiben, Prüfungsvorbereitung etc.

Zum Beispiel: „Die Nutzer sind Masterstudierende der Sozialwissenschaften. Sie schreiben eine Hausarbeit zu einem theoretischen Thema. Die KI soll beim Strukturieren, beim präzisen Argumentieren und bei der Suche nach geeigneten Quellen helfen.“ So ein Kontext schafft Orientierung – für die Maschine und für den Menschen.

 

Welt als Gewebe – nicht als wissenschaftliche Insel

Zum Schluss ein Gedanke über den Tellerrand hinaus: Viele Disziplinen arbeiten in engen Bereichen und nennen alles andere „Umfeld“. Doch diese oft historisch bedingten und künstlic geschaffenen Grenzen versperren die Sicht auf die große Welt. Kontext-Denken bedeutet, Disziplinen verknüpfen, statt sie zu isolieren.

8. April 2025 

 

1 Chambers Dictionary of Etymology (2008). Context. H. W. Wilson, S. 213