Unis ertrinken im KI-Teich

 

Sie gehen still unter – die Ertrinkenden. Anfangs schlagen sie noch mit den Armen, doch von außen bemerkt es niemand. Wasser füllt die Lunge, sie versinken.

 

Weissensee in Kärnten 


Genauso drohen Hochschulen im Strudel der KI unterzugehen. Sie ignorieren die Entwicklung oder erlassen absurde KI-Regeln1. Verantwortung wird auf Institute oder Dozierende abgeschoben, manche verzichten sogar auf Bachelorarbeiten. Alles unwürdig einer Hochschule.

 

Dabei erschüttert KI unser gesamtes Privat- und Berufsleben. Doch statt sich aktiv mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, stecken Universitäten den Kopf in den Sand oder treffen Fehlentscheidungen. Wie Verkehrspolizisten, die Autos in die falsche Richtung leiten2.

Sichtbar wurde dieses Dilemma in der Vorbereitung auf das eigentliche Uni-Studium: In Österreich wurde die Verpflichtung zur vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) als Maturabestandteil abgeschafft. Die VWA ist nun eine Option. Das Problem  vor die Tür setzen – als wäre es damit gelöst: So einfach macht es sich die nationale Bildungspolitik.

  

Auch innerhalb der Hochschulen zeigt sich Unsicherheit. Viele setzen neben Plagiatssoftware zusätzlich KI-Erkennungsprogramme ein. Doch diese liefern keine sicheren Ergebnisse, sondern nur Wahrscheinlichkeiten – basierend auf veralteten Trainingsdaten und überholten Modellen. Solche Wahrscheinlichkeiten sind keine verlässliche Grundlage für Urteile. Das wusste man schon in der Antike.

Eine der oft negierten Wurzeln des Begriffes Wahrscheinlichkeit liegt in der Dichtkunst. Beispielhaft zu finden beim griechischen Komödiendichter und Satiriker Aristophanes. KI-Entdeckungssoftware malt – gleich einer Schmierenkomödie – jeden Absatz rot, wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit eines KI-Einsatzes auftaucht.

 

Ein konkretes Beispiel zeigt, wie problematisch diese Software ist: Ein Klient berichtete mir 2024, dass zwei, drei Absätze in seiner Masterarbeit wegen angeblicher KI-Nutzung rot markiert wurden. Dabei war er extrem gewissenhaft gewesen, hatte jede Quelle und jedes Zitat akribisch überprüft. Trotzdem erhielten alle (!) Kandidaten eine schriftliche Verwarnung – unabhängig davon, ob nur zwei Absätze oder viele Seiten durchgehend rot aufgeleuchtet hatten.

Unbelegte Behauptungen einer fehleranfälligen Software dürfen kein Urteil begründen! Hochschulen setzen damit ihren Ruf aufs Spiel. Sie zerstören das Vertrauen der Studierenden. Achtung vor der Institution Hochschule? Ertrunken in den Untiefen universitär-systemischer KI-Inkompetenz.

30. Jänner 2025

 

PS: Müssen wir uns bald an chinesischen Universitäten einschreiben, um den professionellen Umgang mit KI zu erlernen?

 

1 Darüber mehr in den Folgeblogs

2 Es gibt hell leuchtende Ausnahmen von KI-kompetenten Dozenten und lohnenden Veranstaltungen. Auch darüber später mehr.