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Liebe Leute,
Ich war letztens mal wieder im Kino (Clash of the Titans in 3D - war eher schwach, aber bitte). Und da sind mir wieder mal Dinge aufgefallen, die ich euch noch nicht geschrieben habe, also aufgepasst bitte: Das Kinoerlebnis faengt ja mal so an, dass man sich die Karten bei einem Automaten kaufen kann (sehr sehr praktisch, wenn beim normalen Schalter die ur Schlange angestellt ist). aber das gibts vielleicht bei uns eh auch schon - ich kann mich nur nicht wirklich erinnern.
Wenn man sich dann mal in dem Gebaeude weiterbewegt, dann faengt es auf einmal an, ur nach butter zu riechen - aber voll extrem.
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bei den Snacks-verkaeufern dann angelangt, weiss man auch warum: man kauft sich hier nicht einfach nur popcorn. nein, man kann sich das dann noch selber "verbessern": es gibt da naemlich so automaten, wie diese refill-getraenke-behaelter. nur dass man hier auf einen knopf drueckt und nicht Cola oder so rauskommt, sondern fluessige butter (oder irgendeine aehnliche gelbe substanz,die buttergeschmack hat).
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und die leute halten sich ihre popcornbecher echt ur lange unter diesen butterstrahl, bis scheinbar das popcorn ersoffen ist darin.... ganz ehrlich: ich kann das nicht mehr riechen! schon alleine das mitanzusehen, hat mir bauchweh bereitet.... waaaeeeh!!!!
nachdem wir dann zumindest billiger davongekommen sind, weil wir uns keine snack-combo gekauft haben (passiv-essen/riechen hat gereicht), bewegen wir uns richtung kinosaal.
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und da ist auch mal wieder was anders: es ist freie platzwahl! also wer zuerst kommt, bekommt die besseren plaetze. bei avatar waren wir extra frueher dort (ca 30 minuten vor start sind wir in den saal reingegangen), aber da war der schon voll. was ich mitbekommen habe, haben sich die leute schon eine stunde vorher vor den saal hingestellt um als erstes reinzukommen.
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und da macht die werbung im kino dann ploetzlich gleich viel mehr sinn: weil alle schon vorher auf ihren plaetzen sitzen, ist ur lange vorher schon werbung. und weil die dann teilweise echt viel werbung zeigen, kommt dann alle 15 minuten eine zusammenfassung (!) der bisher gezeigten werbungen... fuer alle faelle quasi, nicht dass jemand da was bei einer pipi-pause versaeumt hat oder gar die letzten werbungen schon wieder vergessen hat!
nachdem man es dann endlich geschafft hat einen schoenen sitzplatz zu ergattern und es sich gemuetlich macht, dann kommen so komische werbungen: werbungen fuer das militaer, marine, coast guard,...
alles was an streitmacht so alles erdenklich ist, wird beworben.
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die army im irak wird gezeigt wie sie kindern helfen und dass sie ganz ganz lieb sind und was auch immer sie noch fuer tolle sachen dort machen. ur lieb sind die amis! bist du deppert, hab ich gar nicht gewusst! und die leute im kino applaudieren da auch noch schoen brav (wir sind noch bei den werbungen) - gehirnwäsche usa mal anders.
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jetzt haben wir erfahren wie toll der krieg nicht ist und was fuer friedensliebende menschen die leute in der army sind und jetzt kann endlich der film beginnen.
D. hat mal einen Film hier im Kino gesehen, der ein bisschen kriegslastig war und da hat er dann auch gesagt, dass die leute echt applaudiert und gejubelt haben bei jedem, der vom heer niedergeschlachtet wurde.
da weiss man dann nicht mehr, wo die werbung angefangen hat und wo der film aufhoert bzw ab wann man sich dann eigentlich schon wieder in der realitaet befindet.
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aber dieses mitleben mit dem film ist hier schon deutlich: wann immer etwas gefaellt oder nicht gefaellt, es wird auch ausgedrueckt mit applaus, buh-rufen oder auch standing-ovation. lustiges voelkchen...
ich glaub ich werd heute mal ausnahmsweise ein bissi politisch werden... reden wir ueber die gesundheitsreform. das versteht naemlich kein europaeer, warum die amis sich so sehr dagegen wehren und warum der obama deshalb auch viel an ansehen verloren hat.
ich versuche da ein paar beobachtungen, die ich so gemacht habe, darzustellen, vielleicht ist es dann etwas besser zu "verstehen".
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fangen wir mal bei grundprinzip der leute hier an: "freedom". das ist hier das wichtigste für die leute! die freiheit zu haben, was auch immer sie tun wollen. (sie duerfen zwar ihre bier nicht in der oeffentlichkeit trinken und "verstecken" die dose dann in einem unauffaelligen braunen papiersackerl und nuckeln daran, aber okay.... ueber freiheit koennen wir ein andermal streiten).
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und im endeffekt laeuft es bei der gesundheitsreform in den usa darauf hinaus, dass sich die amis in ihrem grundrecht der freiheit verletzt fuehlen (da haben die republikaner ganze arbeit geleistet... aber dazu spaeter). und unter freiheit verstehen sie auch, dass wenn sie hackeln, dann koennen sie es sich auch leisten zum arzt zu gehen. und wer nicht hackelt, darf halt nicht krank werden.
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das geht dann auch in die kategorie "american dream" - du kannst alles haben, wenn du dafuer arbeitest.
ist ja jetzt nicht verwerflich, dass man hart arbeitet um sich was leisten zu koennen, aber man kann auch nicht so einfach sagen: wenn du fleissig bist, dann hast du auch arbeit. gerade jetzt mit der ganzen finanzkrise ist die arbeitslosigkeit hier wieder extrem in die hoehe gegangen.
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in manchen gegenden, die erst kuerzlich einen aufschwung erlebt haben, wurde auch befuerchtet, dass wieder schlaegereien/schiessereien losgehen, weil diese gegenden halt auch als erstes wieder umkippen, wenn die arbeitslosigkeit ansteigt. das ist jetzt dann gluecklicherweise nicht so stark passiert wie befuerchtet, aber das ist nur so ein beispiel, wo ein sozialsystem schon seine berechtigung haette.
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ich glaub ich brauch euch allen nicht erklaeren, was so fuer ein sozialsystem spricht, aber in den augen der amerikaner sieht das so aus: "warum sollte ich mit meinem geld jemanden unterstuetzen, der nicht arbeiten geht? selber schuld, wenn du kein geld hast."
und hier ist das mir der krankenvorsorge auch so: hast du geld wirst du behandelt, hast du kein geld und keine private versicherung - und tschuess! und da sind die leute hier nicht zimperlich. die leute generell sind hier sehr ellbogentechnik-maessig unterwegs: nur der staerkere gewinnt. also extrem im ewigen wettstreit mit allen anderen.
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das fangt auch schon in der schule so an: hast du geld, kannst du deine kinder in guten privatschulen unterbringen, kein geld bedeutet öffentliche high school. ein paar wenige gute highschools haben extrem hohe anforderungen an die leute, wen sie aufnehmen und wen nicht. und ich hoere oft jemanden sagen: "mein kind hat es in die-und-die schule geschafft" (oder auch manchmal nicht). und die kinder haben den stress in die richtige schule zu kommen schon mit 6 jahren, 10 jahren, 14 jahren und dann nachher gehts auf der uni so weiter.
da gehts immer darum, dass der staerkere/gescheitere/reichere weiterkommt. und manchmal auch egal mit welchen mitteln.
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und wenn man in dem umfeld aufwaechst, dann hat man sicher kein soziales gesellschaftsdenken mehr, dann geht es nur noch "ich-ich-ich" und die anderen haben pech gehabt.
nun wieder zurueck zur gesundheistsreform: derzeit gefaellt das den leuten recht gut, dass sie alles selber bestimmen koennen (abhaengig von den finanziellen möglichkeiten natürlich).
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und zu dem gedanken, dass die leute nicht fuer anderer leute gesundheit zahlen wollen, haben die republikaner dann noch solche sachen verbreitet wie: "wenn du im sterben liegst, dann entscheidet die versicherung, ob die maschinen abgedreht werden oder dir geholfen wird oder nicht. und das wollt ihr doch sicher selber entscheiden, oder?"
und die leuten glauben diesen ganzen horrorszenarien. was auch noch ein punkt ist, warum die leute die reform nicht fuer notwendig erachten, ist, dass man noch immer total leicht kredite bekommt.
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ich bekomme hier zwar keine kreditkarte, weil ich spare und keine schulden mache (mein bankbetreuer hat letztens zu mir gesagt, "this is very unusual... people don't save their money, they spend it"), aber leute die schon mal schulden gemacht haben, die bekommen auch ganz leicht kredite.
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und ich hab mal so jemanden gefragt, der immer all sein geld bis auf den letzten cent jedes monat ausgibt: "was machst du wenn mal was unvorhergesehenes passiert und du ploetzlich geld brauchst? du hast nichts gespart?" ich wurde mit einem bist-du-aber-naiv-blick angesehen: "ich nehme mir einen kredit, ich hab bisher immer einen bekommen"
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und so leben die leute in den tag hinein. und wenn sie krank werden, sind sie alle im glauben, dass sie dann schon geld bekommen fuer die behandlung. oder was auch immer.
und deswegen: wozu eine reform? geld kommt aus dem automaten und somit die behandlung. und es gibt eh niemanden fuer den das nicht gilt, oder?
die gesundheitsreform ist zwar durchgesetzt, aber die prinzipielle einstellung der leute ist noch sehr weit davon entfernt diese auch anzunehmen.
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auch wenn man so mit leuten redet, man hoert recht oft "I don't have any insurance".... uiiii da koennte ich nicht schlafen! und denen ist das egal... die gehen halt dann nicht schifahren oder so, weil das dann doch etwas riskant waere, aber sonst - who cares! und regelmaessige arztbesuche wie zahnarztkontrollbesuche oder so ist denen ein fremdwort. das macht man hier nicht. wenn man nicht krank ist, hat man beim arzt auch nichts verloren.
ich hab hier auch mit frauen gesprochen, die sind 25 jahre alt und waren im leben noch nie beim frauenarzt. Hallo? 10 jahre ueberfaellig wuerd ich mal sagen.
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die antwort ist dann eher, da geht man nur hin, wenn man die pille braucht und wenn man die nicht nehmen will, dann braucht man nicht hingehen. warum sollte man auch sonst hingehen. na wusch!
obwohl, wenn ich grad beim thema bin: die aufklärung ist ja auch so eine katastrophe.... mir haben leute erzaehlt (die in meinem alter sind), dass sie mit 14 jahren aufgeklärt wurden (und ich hatte das gefuehl, dass manche details fuer die noch immer nicht ganz klar waren).
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bei uns wird in der volkschule im sachunterricht aufgeklaert, wenn man von daheim oder von freunden nicht eh schon alles gehoert hat. aber 14? schockierts mich nicht leute... in welchem jahrhundert lebt ihr?
und da ist immer die rede vom 'rückständigen europa' versus 'zukunftsweisendem amerika'.
wenn das so ist, dann bin ich lieber rückständig.
in dem sinne
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lg
f.