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Liebe Leute!
es ist fruehling und die besuchersaison hat angefangen, also die perfekte zeit fuer mich, mal wieder an touristenorte zu gehen mit den besuchern (obwohl ich da ploetzlich irgendwie zum tourguide werde, dabei kenne ich oft diese sehenswuerdigkeiten gar nicht... aber das ist ja wie daheim: wehe, ein tourist fragt mich, wo irgendwas ist. das kenne ich dann meistens peinlicherweise nicht.)
Ist auch lustig die dinge hier mal durch touristenaugen zu sehen - ich merke ja einige sachen schon gar nicht mehr. und die wolkenkratzer entlocken mir auch kein "huch" oder "wow" mehr (falls sie das je getan haben ;-)
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aber es ist sehr entspannend als nicht-tourist: ich muss nicht mehr ur viele plaetze abklappern in kuerzester zeit. dafuer habe ich jetzt doch ein jahr zeit. ist ein bissi stressloser. obwohl mit den besuchern werde ich das tourismuspensum jetzt wieder aufholen. und ich habe einen klaren startvorteil: kein jetlag! was mir auch aufgefallen ist: wenn man nicht staendig rechts und links alles begutachtet, weil man es schon kennt oder nicht mehr sieht, dann ist das viele hatschen nicht mehr so anstrengend. ich weiss noch sehr genau, wie k.o. ich sonst immer war bei sightseeing-marathon.
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besucher bringen jetzt auch wieder einen vorteil fuer den newsletter: mir fallen dinge wieder auf, die ich mit der zeit gar nicht mehr merke. und die kann ich im newsletter wieder schreiben. das ist jetzt quasi die rubrik "frag f.":
"Wird eine Antwort auf die Frage 'How are you?' erwartet?"
das ist ziemlich knifflig - ich habe ein halbes jahr gebraucht, um das herauszubekommen und kann es teilweise selber noch nicht ganz richtig machen. Es kommt naemlich drauf an! manchmal wollen sie einen antwort und manchmal nicht. man muss aufpassen, wie dieser satz formuliert wird.
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Wenn zum beispiel jemand einem am gang entgegen kommt und nur so "How are you" oder meistens eher "How 'r yo doin' " vor sich hinmurmelt, dann ist das eher ein Hallo. aber wenn nach der frage noch blickkontakt herrscht und die frage auch mehr wie eine frage im tonfall geaeussert wird, dann sollte man was darauf sagen.
das ganze verschwimmt aber sehr und ich hab ur oft keinen tau, ob wirklich was erwartet wird oder nicht. ich hab bei anderen leuten beobachtet, dass viel in geschaeften oder so dann wirklich drauf antworten und dann entsteht oft ein kleines gespraech (die amis sind ja sehr offen in der hinsicht).
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nachdem mir das dann manchmal zu bloed war nachzudenken, ob ich antworten soll, oder nicht, habe ich mir eine standard-floskel ueberlegt, die ich darauf sage: "Fine, and how are you doing?" Und dann ist es nicht mehr mein problem - soll sich doch der andere gedanken machen, ob ich ne antwort will oder nicht.
bloedes spiel... wenn ich wissen will, wie es jemandem geht, dann frag ich das und wenn ich jemanden begruessen will, dann sag ich hallo. aber diese mischung is nix. aber das beste: wenn ich leute gefragt habe, was darauf zu antworten ist, dann hat jeder gesagt: "keine ahnung, ich glaube...." aber wirklich wissen tuts keiner.
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und wenn wir schon bei der englischen sprache in new york sind: es gibt hier ja kein new yorker englisch in dem sinne. weil new york besteht aus sooooo vielen personen aus sooooo vielen unterschiedlichen laendern mit soooooooo vielen unterschiedlichen sprachen - wenn die dann anfangen englisch zu sprechen, gibts auf einmal sooooooo viele "dialekte".
ich wuerde das hier in new york auch schon eher als dialekt bezeichnen und nicht mehr als akzent. zum beispiel das indische englisch ist ja ganz anders als das englisch von den leuten aus lateinamerika oder den chinesen.... usw! und da muss man sich auch in jeden dialekt echt reinhoeren. weil jeder so seine eigene intonation und aussprache mitbringt.
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das ist ja ganz schoen lustig, bis zu dem zeitpunkt, wo ich gemerkt habe, dass mein englisch nicht besser wird, sondern dass ich eher sprachfehler/falsche grammatik/vokabular von den anderen nicht-native-speakern uebernommen habe - weil man es einfach staendig hoert. zb wenn man manche dinge so richtig 1:1 uebersetzt von deutsch auf englisch, sagt man ja, man verdeutscht das englisch. und hier ist das englisch verchinesischt, verspanischt, vergriechischt, verindischt, verdeutscht, verfranzoesischt, ver..., ver..., ver...
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und dann lernt man sich gegenseitig die fehler der anderen ein und schon haben wir "den" new yorker dialect.
bei den vielen unterschiedlichen sprachen gibt es natuerlich oft missverstaendnisse. weil die sachen in der muttersprache oft anders verwendet werden als im englischen oder in der muttersprache der anderen leute. zum beispiel: eine kollegin aus kolumbien (muttersprache spanisch), die hat immer, wenn ich ihr was erzaehlt habe darauf gesagt "What do you mean?". ich hab mir dann immer gedacht: okay, sie hat das halt nicht verstanden und hab es wiederholt in einer leicht anderen form.
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nachdem wir dieses spielchen ueber monate hinweg gespielt haben, hat sie mir dann einmal erzaehlt, dass "What do you mean?" im spanischen eigentlich die bedeutung von "erzaehl mir mehr" hat, also eher eine aufforderung weiterzureden. so wie wir halt mit dem kopf zustimment nicken, oder "okay" oder "ja" sagen, so sagen die "what do you mean". da hab ich ihr ur oft die sachen mehrmals erzaehlt weil ich gedacht hab, sie hats halt nicht verstanden (und ich hab schon geglaubt ich nuschle oder mein englisch ist echt sooooo schlecht).
und dann gibts noch die kunst der superlative. die amis schaffen ja, etwas das sie moegen als "I love it" zu bezeichnen und dann darueber hinaus noch steigerungsstufen zu finden. wenn mir etwas gefaellt, dann sage ich dass das gut ist. das waere hier aber schon als "perfect" tituliert worden.
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das gibt natuerlich folgendes problem: wir waren mal essen mit kollegen und nachher haben die mich gefragt, wie es mir geschmeckt hat und ich hab gemeint "it was really good". und dann sehe ich nur echt enttaeuschte gesichter und jemand meint so "just good?". fuer die war das eine hoefliche form von mir zu sagen, dass es schrott war. na gut, dann hab ich das halt wiederholt in der form "I mean good in the austrian way. Translated into the american way of saying it would be - I loved it"
aber ich bekomme das einfach nicht ueber die lippen. ich mag es halt. ich liebe nicht gleich alles. da hat fuer mich einfach ne andere bedeutung. wenn ich sage, dass ich etwas liebe, dann ist das schon eine sehr hohe auszeichnung.
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genauso sind hier ja die referenzschreiben von firmen oder professoren: das sind lobeshymnen. die sind soooo kreativ in der art zu sagen, dass jemand sehr gut ist (weil sehr gut waere ja nur mittelmass). da kommen dann schon so sachen vor, dass leute direkt mit einstein verglichen werden, oder als so genial beschrieben werden, dass man sich dann wundert, warum die nicht bruchrechnen koennen... naja, ich bin jedenfalls schon auf mein referenzschreiben gespannt, das ich mir dann am ende hier ausstellen lasse - das schaut dann sicher super aus in europaeischen verhaeltnissen ;-)
dann noch liebe gruesse,
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ps: ich komme schon im juni zurueck!!! also nehmt euch da zeit fuer mich, ich muss ein jahr an klatsch und tratsch nachholen ;-)