Die Rolle

 

Zur Wiederholung: Prompt-Engineering bedeutet die gezielte Gestaltung von Eingaben, um von einer KI präzise und relevante Antworten zu erhalten. Wir haben das letzte Mal drei Dimensionen eines effektiven Prompts angesprochen: Rolle, Kontext und Anweisung. Einige ausgewählte KI-Rollen werden nun aus Sicht von Studierenden an Universitäten und Hochschulen näher betrachtet. 

 

Das Problem klar formulieren

Zuerst kläre das aktuelle Problem – genauso, wie es bei wissenschaftlichen Arbeiten im Rahmen der Einleitung erfolgt. Dieses Problem reicht von der Themensuche bis zur grammatikalischen und stilistischen Endkorrektur. Auf das Problem (oder das Erkenntnisinteresse) wird die spezifische Rolle der KI angepasst. Hier drei Beispiele:

  • „Ich weiß nicht, wie und wo ich anfangen soll.“ Dann kann die KI in der Rolle als Berater, Motivationscoach oder Strukturoptimierer Vorschläge machen. Ich schreibe deshalb Strukturoptimierer und nicht Strukturentwickler, weil die grundsätzliche Gliederung als Basiswissen bzw. als Erstvorschlag vom Studenten selbst kommen sollte.
  • „Mein Text ist nicht im wissenschaftlichen Stil formuliert.“ Hier könnte die KI als Lektor oder als Kritiker eingesetzt werden. 

  • „Wie soll ich die vorhandenen (oder demnächst zu erhebenden) Daten analysieren?“ Nutze die KI als Argumentations- bzw. Begründungsberater, als Methodencoach oder als Datenanalyst.

Wie aus meinen Kommentaren zu den drei Beispielen erkennbar wird, können zahlreiche Rollen relevant werden. Im Folgenden werden zwei Rollen detaillierter behandelt.

 

Eine Rolle zuweisen

Teile die jeweilige Rolle der KI explizit mit: „Du bist in der Rolle eines XXXX [zB eines Methodencoaches].“

Was die KI an Funktionen in einer spezifischen Rolle leistet: 

  • In der Rolle als Berater: Hier könnte die KI das Thema eingrenzen. Ein häufiger Fehler ist eine zu breite Themenwahl bei der Gliederung. Dies geschieht oft aus der Sorge der Studierenden, nicht genug Stoff für das Schreiben zu finden. Eine meist unbegründete Sorge.

    Weitere ergiebige Fragen in der KI-Rolle als Berater sind: "Wie können die gewählten theoretischen Konzepte/Modelle mit der Empirie verbunden werden?" oder "Wie können die Ergebnisse mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen verknüpft werden? "

  • In der Rolle als Recherche-Assistent: In dieser Rolle sollte die KI mit Bedacht eingesetzt werden! Die Antworten sind für eine seriöse akademische Recherche meist zu fehleranfällig und unzuverlässig. Aktuelle Suche in der Fachliteratur zur spezifischen (von der KI kaum richtig zu erkennenden) Forschungslücke bleiben Aufgabe des Studierenden.

    Sonst gibt es Allerweltsantworten, die Durchschnittliches aus der Vergangenheit spiegeln. Dies genügt nicht wissenschaftlichen Standards! Für Dissertationen etwa erwartet man grundsätzlich Neues. Die Rolle als Recherche-Assistent ist jedoch hilfreich, wenn man rasch eine Zusammenfassung einer ausführlichen Studie benötigt.

 

Nachdem die Rolle der KI definiert wurde, bleibt eine zentrale Frage: Wie sind die Antworten der KI zu bewerten? Damit die Zuweisung einer Rolle zu verwertbaren und akademisch seriösen Ergebnissen führt, ist eine richtige Verarbeitung der Antworten entscheidend. Genau hier greift die Sandwich-Regel.

 

Sandwich-Regel als Leitprinzip

Eigenständiges Denken steht vor dem Einsatz von Chatbots. Erst danach kommt die KI zur Anwendung. Die Beurteilung, Überprüfung und Weiterverarbeitung der KI-Antworten obliegen wieder dem Nutzer. Die KI ist lediglich die 'Füllmasse' im Sandwich.

Richtig vorgegangen zeigt sich ein lernpsychologischer Effekt: Klar zu denken ist das Allerwichtigste. Die Fähigkeit, zwischen hilfreichem und unbrauchbarem Output zu unterscheiden, bleibt eine zentrale menschliche Kernkompetenz. Doch der Umgang mit fehlerhaften oder ungeeigneten Antworten lässt sich erlernen. 

 

Strukturierendes und logisches Denken sowie entsprechendes Formulieren lassen sich letztendlich nicht an die KI übertragen. KI kann den Boden für ein fruchtbares Lernen bereiten. Chatbots sollen zum Beispiel genutzt werden, ineffiziente Recherchen zu verringern. Das wiederum erhöht die Freude am eigentlichen Forschen und am Schreiben einer wissenschaftlichen Arbeit.

 20. März 2025 

 Freude am Tun