Bewerte zuerst die Quelle!

Beachte zuerst das Formale! Das ist die vielleicht wichtigste Lehre aus dem Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Für soziale Medien wie Twitter heißt das: Zeigt sich die postende Person oder bleibt sie anonym? Nennt sie ihren echten Namen? Gibt es ein Foto der Person, das - trotz aller Verbesserungen und Stilisierungen - einige spezifische Züge verrät? Steht die Person also zu dem, was sie postet?

Oder versteckt sie sich hinter einem Symbolfoto, hat sich gar vermummt abgebildet? Wobei eine Vermummung bereits wieder Ehrliches aufzeigt: Eben das Verstecken und Wegducken. Offenbar ahnt eine solche Person, dass sie sich abseits rationaler, emotionaler und sozial akzeptabler Argumente bewegt. Sie wird unsicher und schwach sein. Das ist wahrlich keine gute Basis, ihren Ausführungen zu folgen. 

 



Als nächstes den Schreibstil kontrollieren!

Besteht der Post, auch wenn er kurz ist, aus ganzen Sätzen, inklusive des Zeitworts, des Tunworts oder Tatworts, wie es in der Grundschule richtigerweise genannt wird? Das ist jenes Wort, das die Beziehungen der Gegenstände (Hauptwörter) in der Geschichte/Argumentation beschreibt und ihre Veränderungen dokumentiert. Das Verb zeigt den Haupt-Strang des Posts, den Vorgang, auf und damit die wichtigste Richtung der Argumentation.

Ausgesprochen überzeugend wäre, wenn das Zeitwort im Konjunktiv stünde! Der Konjunktiv oder die Möglichkeitsform ist jene  Errungenschaft der deutschen Sprache (und mancher anderer auch), die sie so geeignet als Wissenschaftssprache macht. Ein Konjunktiv verweist auf eine vorsichtige Position des Posters - es könnte unter Umständen auch das Gegenteil sein ...

Anders hingegegen ist zu verstehen, wenn der Poster/die Posterin den Imperativ, die Befehlsform, verwendet.  Etwas MUSS oder SOLL so geschehen. Die enge Sichtweise und reduzierte Weltsicht samt Vorgaben, wie andere zu handeln haben, könnte klarer nicht zum Ausdruck kommen.

 

Reinhard Neumeier, März 2018