Ein Befehl, der etwas ans Licht bringt
Das Hauptwerkzeug, um die KI zu bedienen, ist die einzugebende Anordnung, das Prompt. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "hervorholen, ans Licht bringen, zeigen", aber auch "erzählen, eine Rede halten"1.
Treffender könnte es für das, was die KI dann produziert, nicht formuliert sein. Die KI bringt durch das Prompt etwas hervor, indem sie erzählt.
Das hört sich vorerst simpel an, du brauchst ja nur was befehlen. Ist aber nicht so simpel, die Anordnung stellt sich gleich von Anfang an als Herausforderung dar: Du schaust auf eine leere Zeile, die offensichtlich etwas erwartet. Und zwar was Gescheites und Sinnvolles!
Psychologisch gesehen eine schwierige Situation, die Druck aufbaut. So leer, aber auch erwartungsvoll blickt das Prompt auf dich:
Andererseits gleicht der Prompt einer Peitsche des Dompteurs, wenn er in der Zirkusmanege Tiger durch brennende Reifen springen lässt. Das kann klappen, aber auch schief gehen. Der Anwender merkt es wahrscheinlich nicht, dass er einen Blödsinn serviert kriegt.
Da die vorhergehenden Beiträge länger waren, werde ich mich diesmal kurz halten. Drei zentrale Dimensionen kennzeichnen ein geglücktes Prompt: die Rolle, der Kontext, die Anweisung.
- Zur Rolle, welche die genKI übernehmen soll: Sie kann künstlerische Aufgaben übernehmen ("Erzähl' mir über ..") oder den Buddy/Kumpel spielen, motivieren, zusammenfassen, Alternativen aufzeigen, als Trainer oder als Sparringpartner innerhalb eines neosokratischen Dialogs etc. fungieren.
- Zum Kontext: Der Kontext (wortwörtlich: "webt zusammen"2) verknüpft die Rolle mit der relevanten Umgebung. Da dieser Blog fokussiert ist auf genKI in Zusammenhang mit tertiärer Bildung (Universitäten, Hochschulen, Kollegs,...), ist es ratsam, die jeweilige wissenschaftliche Disziplin anzugeben.
Je konkreter der Kontext, umso zutreffender die Antwort und umso geringer ist der anschließende Check- und Korrekturaufwand.
Klar, dass auch fachübergreifend (inter- oder transdisziplinär) der Kontext angegeben werden kann. So werden Wege aufgezeigt, an die man nicht gedacht hatte. Die Chance, erheblichen Quatsch zu erhalten, der weit jenseits von Wissenschaft liegt, sozusagen "pseudo-scientific", ist dennoch hoch. - Zur Anweisung: Die genKI soll was tun. Ein Fokus liegt auf den Anweisungen mit Hilfe der verwendeten Zeitwörter, Verben oder "Tun-Wörter", wie diese Wortform in der Volks- und Grundschule richtigerweise genannt wird. Hauptwörter dagegen sind wie riesige Steine, die in der Gegend herumliegen. Erst Tun-Wörter erzählen die Geschichte und bringen Leben in die Szene --> also konkret die KI generieren lassen. Die Anweisung kann aus mehreren Sätzen bestehen.
Viel Mut im Umgang mit der KI – schwingen Sie die Peitsche!
5. Mai 2024
1 Langenscheidt (2008). Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch. Berlin: Langenscheidt, S. 647
2 ebd., S. 192